Stefan Zweig Quote

Ich spüre wieder erschrocken, eine wie schwache, armselige und quallige Substanz das doch sein muß, was wir immer großspurig Seele, Geist, Gefühl, was wir Schmerzen nen-nen, da all dies selbst im äußersten Übermaß nicht vermag, den leidenden Leib, den zer-quälten Körper völlig zu zersprengen — weil man ja doch solche Stunden mit weiterpo-chendem Blut überdauert, statt hinzusterben und hinzustürzen wie ein Baum unterm Blitz. Nur für einen Ruck, für einen Augenblick hatte dieser Schmerz mir die Gelenke durchgerissen, daß ich hinfiel auf jene Bank, atemlos, stumpf und mit einem geradezu wollüstigen Vorgefühl des Absterbenmüssens. Aber ich sagte es eben, aller Schmerz ist feige, er zuckt zurück vor der übermächtigen Forderung nach Leben, die stärker in unserem Fleisch verhaftet scheint als alle Todesleidenschaft in unserem Geiste. Unerklärlich mir selbst nach solcher Zer-schmetterung der Gefühle: aber doch, ich stand wieder auf, nicht wissend freilich, was zu tun.

Stefan Zweig

Ich spüre wieder erschrocken, eine wie schwache, armselige und quallige Substanz das doch sein muß, was wir immer großspurig Seele, Geist, Gefühl, was wir Schmerzen nen-nen, da all dies selbst im äußersten Übermaß nicht vermag, den leidenden Leib, den zer-quälten Körper völlig zu zersprengen — weil man ja doch solche Stunden mit weiterpo-chendem Blut überdauert, statt hinzusterben und hinzustürzen wie ein Baum unterm Blitz. Nur für einen Ruck, für einen Augenblick hatte dieser Schmerz mir die Gelenke durchgerissen, daß ich hinfiel auf jene Bank, atemlos, stumpf und mit einem geradezu wollüstigen Vorgefühl des Absterbenmüssens. Aber ich sagte es eben, aller Schmerz ist feige, er zuckt zurück vor der übermächtigen Forderung nach Leben, die stärker in unserem Fleisch verhaftet scheint als alle Todesleidenschaft in unserem Geiste. Unerklärlich mir selbst nach solcher Zer-schmetterung der Gefühle: aber doch, ich stand wieder auf, nicht wissend freilich, was zu tun.

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About Stefan Zweig

Stefan Zweig (; German: [ˈʃtɛ.fan t͡svaɪ̯k] ; 28 November 1881 – 22 February 1942) was an Austrian writer. At the height of his literary career, in the 1920s and 1930s, he was one of the most widely translated and popular writers in the world.
Zweig was raised in Vienna, Austria-Hungary. He wrote historical studies of famous literary figures, such as Honoré de Balzac, Charles Dickens, and Fyodor Dostoevsky in Drei Meister (1920; Three Masters), and decisive historical events in Decisive Moments in History (1927). He wrote biographies of Joseph Fouché (1929), Mary Stuart (1935) and Marie Antoinette (Marie Antoinette: The Portrait of an Average Woman, 1932), among others. Zweig's best-known fiction includes Letter from an Unknown Woman (1922), Amok (1922), Fear (1925), Confusion of Feelings (1927), Twenty-Four Hours in the Life of a Woman (1927), the psychological novel Ungeduld des Herzens (Beware of Pity, 1939), and The Royal Game (1941).
In 1934, as a result of the Nazi Party's rise in Germany and the establishment of the Standestaat regime in Austria, Zweig emigrated to England and then, in 1940, moved briefly to New York and then to Brazil, where he settled. In his final years, he would declare himself in love with the country, writing about it in the book Brazil, Land of the Future. Nonetheless, as the years passed Zweig became increasingly disillusioned and despairing at the future of Europe, and he and his wife Lotte were found dead of a barbiturate overdose in their house in Petrópolis on 23 February 1942; they had died the previous day. His work has been the basis for several film adaptations. Zweig's memoir, Die Welt von Gestern (The World of Yesterday, 1942), is noted for its description of life during the waning years of the Austro-Hungarian Empire under Franz Joseph I and has been called the most famous book on the Habsburg Empire.